Sonntag, 1. August 2004
Leserbrief: "Geheimrat satt Aufsichtsrat?"
Schwäbisches Tagblatt, Sa 31.7.2004

Ich kenne Verkäuferinnen, Arzthelferinnen oder Erzieherinnen in Tübingen, die wären froh, sie könnten jährlich das verdienen, was jedem der drei Stadtdirektroren mal schnell als "Erfolgszulage" zugeschanzt wurde. Für solche Pfründe ist viel Geld da. Im Herbst folgt dann die nächste städtische Sparrunde: Kinderspielplätze abgebaut, Stellen gestrichen, Kindergartengebühren, Freibad-, Gas- und Strompreise in die Höhe getrieben.

Jedermann/frau kann nachlesen, was Abgeordnete, Daimler-Chefs und Amtsleiter so verdienen. Warum aber sind die Bezüge der Stadtwerkedirektoren ein Stadt- oder Staatsgeheimnis? Justizministerin Zypriess fordert, dass hohe Vorstandsgehälter offengelegt werden. "Gläsernes Rathaus" ist für die TüL/PDS Programm. Mein Fraktionskollege Brenner handelt richtig, wenn er in der Öffentlichkeit das anspricht, was die SPD-Oberbürgermeisterin gerne unter dem Teppich halten will.

Angesichts sozialer Kürzungen überall betrachten wir diese Maximalzulage als Geschmacklosigkeit. Und wir begrüssen, wenn die Rathausspitze selbst dafür sorgt, dass es eine juristische und politische Klärung gibt, ob man öffentlich darüber scheigen muss. Die Stadtwerke brauchen einen Aufsichtsrat und keinen Geheimrat.

Gerlinde Strasdeit, Stadträtin der TüL/PDS