Montag, 29. November 2004
Russ-Scherer und Gerd Weimer, beide SPD-Ober- bzw. Unterbürgermeister, machen Jagd auf kleine Leute
Leserbrief - 29. November 2004


Tübingen macht Jagd auf kleine Leute und pflegt den VIP-Bereich. Die 80-jährige Julie Beck wird mit Strafbefehlen eingedeckt. Wer seinen Freunden auf städtische Kosten ohne Gemeinderatsbeschluss für 20 000 Euro eine Baugrube ausheben lässt, erhält eine Belobigung und seine Freunde weitere 426 000 Euro als Bürgschaft.

Eine Tübinger Jüdin und Schwanenfütterin wird in Handschellen abgeführt. Wenn ein Professor Dr. „Heil Hitler“ schreit, überhört das die Oberbürgermeisterin diskret. Für einen Nachbarn Julie Becks, der ihr schriftlich eine Sonderbehandlung wie in Hitlers KZ wünscht, findet Bürgermeister Weimer warme Worte, auch wenn er mit dem Wortlaut nicht ganz einverstanden ist.

Die SV-Helfer bei den Basketballspielen werden von „rummotzenden Sheriffs gegängelt“. Die Einrichtung eines VIP-Bereichs gehörte zu den Kostentreibern der TüArena. Hauptsache dort sind die Arbeitsbedingungen gut.

In der FAZ-Sonntagszeitung schreibt Peter Kern einen Artikel: „Wie sich das Fernsehen täglich an der Verfolgung des kleinen Mannes durch Ordnungshüter aufgeilt.“ (28.11.2004) In Tübingen könnte er noch etwas dazulernen. Wer befehligt die Schill- und Schily-Tugendwächter in Tübingen? Wer machte das Treten nach unten und Katzbuckeln nach oben zum neuen Leitbild Tübingens?

Die SPD im Stadtrat beschloss das Wegfallen von 50 Arbeitsplätzen bei den Stadtbaubetrieben und den Verkauf einer Kehrmaschine. Seither hat sie die Sauberkeit der Stadt auf ihre Fahne geschrieben. Werden die Hirschgeweihe im Tübinger Stadtwappen durch Besen ersetzt? Nachbarn sollen Wächterfunktionen übernehmen. Die AL-Grünen setzen noch eins drauf. Ihnen ist das Treiben der Stadtsheriffs zu lasch. Sie sollten auch nach 22 Uhr, rund um die Uhr Strafzettel verteilen, beantragt der Tübinger Schily, Ex-AL-Stadtrat und BI-Altstadt-Kommandeur Tichy immer wieder.

Unten treten, oben Geld rausschmeißen, auch bei den Beschäftigten. Die Offiziere stehen unter Artenschutz. Drei Stadtwerkedirektoren leisten weniger als der Vorgänger Dr. Weng. Drei durch die Verwaltungsreform überflüssige Bürgermeister halten Maulaffen feil. Unten wird der Druck auf die Löhne erhöht. Im Stadtarchiv, in der Stadtbücherei, bei Kindertageseinrichtungen, im Friedhofs- und Hausmeisterbereich sollen 30 Ein-Euro-Jobber ab 2005 eingesetzt werden, ausdrücklich als „Alternative“ zur „Schaffung zusätzlicher regulärer Arbeitsverhältnisse“, heißt es in einer geheimen Vorlage 558a vom 24.11.2004.

Anton Brenner, Stadtrat der Tübinger Linken / PDS