Dienstag, 14. Dezember 2004
Oberbürgermeisterin Brigitte Russ-Scherer, die Stadt der Wissenschaft 2006 und das Haus des Wissens in der Tübinger Theodor-Haering- Nazi-Villa

Brigitte Russ-Scherer könnte die Bewerbung Tübingens als "Stadt der Wissenschaft 2006" retten. Hat sie den Mut, das Theodor-Haering-Haus in Simon-Hayum-Haus umzubenennen?

Der Tübinger Oberbürgermeisterin wird es mulmig. Kern der Tübinger Bewerbung für die Stadt der Wissenschaft 2006 ist das Tübinger Haering-Haus, das zum Haus des Wissens werden soll. Haering war Tübinger Ordinarius für Philsosophie, der wegen seiner rassistischen und antisemitischen Tiraden nach 1945 seinen Lehrstuhl verloren hat. Der Tübinger Oberbürgermeister Gmelin besorgte diesem Haering die Tübinger Ehrenbürgerwürde als Gegenleistung für sein Haus in der Neckarhalde.

Die Tübinger Linke / PDS beantragte am 13. Dezember 2004, das Theodor-Haering-Haus in Simon-Hayum-Haus umzubenennen. Hayum war Tübinger Jude, Rechtsanwalt und Stadtrat der Liberalen, bis er von den Tübinger Nazis vertrieben wurde.

Der Antrag wurde damit begründet, dass es der Tübinger Bewerbung für die Stadt der Wissenschaft 2006 nur schaden könne, wenn ruchbar werde, dass das zu fördernde Objekt den "Ehrennamen" eines der widerwärtigsten Nazi-Ideologen führe. Die Oberbürgermeisterin reagierte sofort. Sie wird den Antrag ins Verfahren nehmen.

Die Umbenennung sollte bis zur Entscheidung der Jury über die Bewerbung der Stadt Tübingen abgeschlossen sein, bevor Tübingen noch mehr ins Gerede kommt mit seinen Ex-NSdAP-Ehrenbürgern und SS-Schergen wie dem "Schlächter von Maribor", der es in Tübingen bis zum Kripochef und Bundesverdienstkreuz brachte.