Samstag, 18. Dezember 2004
Ein-Euro-Jobs: Auf Uta Schwarz-Österreicher folgt Prof. Dr. Hermann Scherl
Die Tübinger Linke / PDS berichtet:

Lasst euch nicht verarschen!

Schwarz-Österreicher erklärte die Ein-Euro-Jobs in der Löwengrube


Einen ungewöhnlichen warmen Empfang bereiteten die Tübinger Sozialisten der Sozialamtsleiterin Schwarz-Österreicher im roten „Linken Forum“ in der Ammergasse 14. Seit der rot-grünen Regierung wächst die soziale Kälte schneller als bei den Schwarzen. Die Ein-Euro-Jobs in der Höhle der Löwen schmackhaft zu machen, – für diese Aufgabe war Frau Schwarz-Österreicher nicht zu beneiden. Sie hat sich jedoch gut geschlagen.

Die Stadt denke nicht daran, mit Zwangsmaßnahmen zu arbeiten und zu drohen. Die Stadt sehe in den Ein-Euro-Jobs eine freiwillige soziale Maßnahme, um Leuten zu helfen, denen sonst die Decke auf den Kopf falle. Zwar habe man ein ungutes Gefühl, dass es sich um Tätigkeiten handele, für deren regulär-beschäftigungsmäßige Bearbeitung der Stadt einfach das Geld fehle. Bei den zu erwartenden Zuschüssen wolle man mit den Jobbern Halbe-Halbe machen. Dass die Stadt mehr kassiere als die Jobber sei unmoralisch.

Der im Januar Günter Kehrer ablösende künftige Stadtrat Bernd Melchert wies darauf hin, dass ganz andere Organisationen, z.B. INFÖ, wie Aasgeier die Vermittlung von Ein-Euro-Jobs als neue Geschäftsidee aufgreifen würden. Die Sozialamtsleiterin gab ihm da Recht. Die Stadt jedenfalls werde eine sehr zurückhaltende Linie fahren. Kurz bevor die Harmonie im vollbesetzten Linken Forum überhand nahm zitierte Stadtrat Anton Brenner aus einem Memorandum eines der Chefideologen der Ein-Euro-Jobs, Prof. Dr. Hermann Scherl.

Der befürchtet, dass ein rascher Aufbau der Ein-Euro-Jobs mit dem vorrangigen Ziel, die statistisch ausgewiesene Arbeitslosigkeit zu kaschieren, den „arbeitsmarkt- und sozialpolitisch durchaus chancenreichen Ansatz“ vorzeitig diskreditiere. Hauptziel sei, die Aktivierung zu „konzessionsbereiter Jobsuche“ sowie die „Überprüfung der Arbeitsbereitschaft“. Dabei komme es „weniger auf die Motivation der Beschäftigten“ an. Wichtiger sei, dass die Jobber „leicht durch Anweisung und Überwachung zu kontrollieren“ und die Jobs „relativ unattraktiv ausgestattet seien“ und die Entschädigung „auf das gesetzlich gebotene Mindestmaß“ bei „Vollbeschäftigung“ und „5 Euro pro Arbeitstag“ beschränkt seien.

Auf die Einstiegsdroge Schwarz-Österreicher wird wohl Scherl folgen, dämmerte einigen im vollbesetzten Linken Forum.