Montag, 24. November 2003
Französisches Viertel: Kino-Fans hoffen noch
tuel-pds, 02:48h
Reutlinger Generalanzeiger, Sa 22. 11. 2003
Unterschriften-Aktion - Konkurrenz für die Altstadt? Kulturverein in der preisgekrönten Tübinger Südstadt will sich mit Entscheidung des Stadtrats nicht einfach abfinden
Kino-Fans hoffen noch
VON JOACHIM KREIBICH
Protest-Vorführung unter freiem Himmel: Oberbürgermeisterin und Stadträte haben ein Stadtteil-Kino abgelehnt. Die Filmfreunde verweisen auf den gültigen Rahmenplan, in dem ein Kino ausdrücklich als wünschenswert eingestuft wurde.
TÜBINGEN. Ist ein Kino in der preisgekrönten Tübinger Südstadt fehl am Platz? Keineswegs, finden die Initiatoren einer Unterschriften-Aktion, die in diesen Tagen ihren Protest im Rathaus artikulierten. Die rund 550 Unterzeichner wenden sich gegen eine Entscheidung der Stadträte, die von Oberbürgermeisterin Brigitte Russ-Scherer unterstützt wurde.
Ein kleines Kino mit zwei Sälen à 70 und 140 Plätzen im Französischen Viertel. So sahen die Pläne von Carsten Schuffert aus, der mit seiner Firma »Bewegte Bilder« unter anderem beim Sommernachtskino mitmischt. Der Oberbürgermeisterin war das nicht geheuer. Brigitte Russ-Scherer plädierte dafür, den Antrag abzulehnen. Kinos, so die Argumentation, müssten Anziehungspunkte in der Altstadt sein. Konkurrenz in den Stadtteilen dürfe nicht zugelassen werden.
Der Verein Kultur im französischen Viertel und viele Bewohner reagierten empört auf die Ablehnung. Jutta Baitsch, Julia Feldtkeller und Gerd Siebert zogen den gültigen Rahmenplan hervor, in dem 1993 ausdrücklich betont wurde, dass sich im Viertel kulturelle Anziehungspunkte etablieren sollten. Als Beispiele wurden damals genannt: Galerien, Ateliers, Gaststätten, Leihbüchereien, Musikkneipen - und eben auch Kinos.
Die Ablehnung, so Julia Feldtkeller, stehe in klarem Widerspruch zu den erklärten Zielen der Unistadt. Die Vereinsmitglieder waren nicht bereit, den Beschluss des Stadtrats kommentarlos hinzunehmen. Im Viertel wurden Unterschrifts-Listen aufgelegt, die sich rasch füllten. »Die Mehrheit wohnt im Französischen Viertel, auf dem Loretto-Areal oder in angrenzenden Gebieten. Darüber hinaus haben auch Bewohner anderer Stadtteile unterschrieben sowie der benachbarten Orte Wankheim, Kusterdingen und Kirchentellinsfurt.«
Protest mit King Kong
Als weiteres sichtbares Zeichen des Protests rief der Kultur-Verein die Bewohner zum Freilichtkino. Auf der Wand des Parkhauses turnten an einem Samstag-Abend »King Kong und die weiße Frau.« Die Kino-Freunde brachten Stühle und Getränke mit und zeigten, dass man mit dem Schwenk im Rathaus keineswegs einverstanden war.
Die Erfolgs-Aussichten ihrer Aktionen beurteilen Feldtkeller, Baitsch und Sieber eher skeptisch: »In der Sache wird sich wahrscheinlich nichts mehr ändern«, vermutet Julia Feldtkeller. Dennoch richtete man die dringende Bitte an die Oberbürgermeisterin, »den Weg für ein Kino im Französischen Viertel freizumachen« und hofft, dass bei künftigen Entscheidungen anders verfahren wird.
Carsten Schuffert hat ebenfalls wenig Hoffnung, dass sich in Sachen Kino in der Südstadt noch einmal etwas tut. In einem Nachgespräch habe die OB die ablehnende Haltung bekräftigt. »An dieser Position hat sich seither nichts geändert.« Ihm selbst bleibe nichts anderes, als abzuwarten, ohne so recht an einen möglichen Sinneswandel der Verantwortlichen zu glauben.
Die Befürchtungen, ein kleines Stadtteil-Kino könne der Altstadt Konkurrenz machen, hält er angesichts der 1 200 Kinostühle im Zentrum für übertrieben. »Schauen wir einfach mal was passiert. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass ins Französische Viertel ein Kino hingehört.«
Unterschriften-Aktion - Konkurrenz für die Altstadt? Kulturverein in der preisgekrönten Tübinger Südstadt will sich mit Entscheidung des Stadtrats nicht einfach abfinden
Kino-Fans hoffen noch
VON JOACHIM KREIBICH
Protest-Vorführung unter freiem Himmel: Oberbürgermeisterin und Stadträte haben ein Stadtteil-Kino abgelehnt. Die Filmfreunde verweisen auf den gültigen Rahmenplan, in dem ein Kino ausdrücklich als wünschenswert eingestuft wurde.
TÜBINGEN. Ist ein Kino in der preisgekrönten Tübinger Südstadt fehl am Platz? Keineswegs, finden die Initiatoren einer Unterschriften-Aktion, die in diesen Tagen ihren Protest im Rathaus artikulierten. Die rund 550 Unterzeichner wenden sich gegen eine Entscheidung der Stadträte, die von Oberbürgermeisterin Brigitte Russ-Scherer unterstützt wurde.
Ein kleines Kino mit zwei Sälen à 70 und 140 Plätzen im Französischen Viertel. So sahen die Pläne von Carsten Schuffert aus, der mit seiner Firma »Bewegte Bilder« unter anderem beim Sommernachtskino mitmischt. Der Oberbürgermeisterin war das nicht geheuer. Brigitte Russ-Scherer plädierte dafür, den Antrag abzulehnen. Kinos, so die Argumentation, müssten Anziehungspunkte in der Altstadt sein. Konkurrenz in den Stadtteilen dürfe nicht zugelassen werden.
Der Verein Kultur im französischen Viertel und viele Bewohner reagierten empört auf die Ablehnung. Jutta Baitsch, Julia Feldtkeller und Gerd Siebert zogen den gültigen Rahmenplan hervor, in dem 1993 ausdrücklich betont wurde, dass sich im Viertel kulturelle Anziehungspunkte etablieren sollten. Als Beispiele wurden damals genannt: Galerien, Ateliers, Gaststätten, Leihbüchereien, Musikkneipen - und eben auch Kinos.
Die Ablehnung, so Julia Feldtkeller, stehe in klarem Widerspruch zu den erklärten Zielen der Unistadt. Die Vereinsmitglieder waren nicht bereit, den Beschluss des Stadtrats kommentarlos hinzunehmen. Im Viertel wurden Unterschrifts-Listen aufgelegt, die sich rasch füllten. »Die Mehrheit wohnt im Französischen Viertel, auf dem Loretto-Areal oder in angrenzenden Gebieten. Darüber hinaus haben auch Bewohner anderer Stadtteile unterschrieben sowie der benachbarten Orte Wankheim, Kusterdingen und Kirchentellinsfurt.«
Protest mit King Kong
Als weiteres sichtbares Zeichen des Protests rief der Kultur-Verein die Bewohner zum Freilichtkino. Auf der Wand des Parkhauses turnten an einem Samstag-Abend »King Kong und die weiße Frau.« Die Kino-Freunde brachten Stühle und Getränke mit und zeigten, dass man mit dem Schwenk im Rathaus keineswegs einverstanden war.
Die Erfolgs-Aussichten ihrer Aktionen beurteilen Feldtkeller, Baitsch und Sieber eher skeptisch: »In der Sache wird sich wahrscheinlich nichts mehr ändern«, vermutet Julia Feldtkeller. Dennoch richtete man die dringende Bitte an die Oberbürgermeisterin, »den Weg für ein Kino im Französischen Viertel freizumachen« und hofft, dass bei künftigen Entscheidungen anders verfahren wird.
Carsten Schuffert hat ebenfalls wenig Hoffnung, dass sich in Sachen Kino in der Südstadt noch einmal etwas tut. In einem Nachgespräch habe die OB die ablehnende Haltung bekräftigt. »An dieser Position hat sich seither nichts geändert.« Ihm selbst bleibe nichts anderes, als abzuwarten, ohne so recht an einen möglichen Sinneswandel der Verantwortlichen zu glauben.
Die Befürchtungen, ein kleines Stadtteil-Kino könne der Altstadt Konkurrenz machen, hält er angesichts der 1 200 Kinostühle im Zentrum für übertrieben. »Schauen wir einfach mal was passiert. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass ins Französische Viertel ein Kino hingehört.«