Donnerstag, 27. November 2003
Afrobrasil weiter auf dem Marktplatz
tuel-pds, 01:18h
Reutlinger Generalanzeiger, Mi 26.11.2003
Festival - Stadträte lehnen Verlegung in die Thiepval-Kaserne ab. Ablauf nach dem im Sommer erprobten Muster
Afrobrasil weiter auf dem Marktplatz
Alles wie gehabt, aber ein dritter Festivaltag wie beim Landesjubiläum mit Cassandra Wilson bleibt die Ausnahme.
VON JOACHIM KREIBICH
TÜBINGEN. Die Pläne für eine Verlegung sind vom Tisch. Der Zoo soll auch im nächsten Jahr sein Afrobrasil-Festival auf dem Tübinger Marktplatz ausrichten dürfen. Und zwar nach dem Muster von diesem Sommer mit Konzerten freitags und samstags und mit einer zusätzlichen Off-Bühne auf dem Haagtor-Platz.
Kulturbürgermeister Gerd Weimer hatte eindringlich gewarnt. Tübingen profitiere von dem Groß-Ereignis. Eine Verlegung könnte das Aus für Afrobrasil bedeuten. Weitere Einschränkungen wie ein Aufbau der Bühne erst am Vortag ab 16 Uhr hätten die gleiche Wirkung: »Das wäre der K.o.«
Weimer hatte sich selbst ein Bild gemacht und wandte sich auch gegen ein Verbot der Off-Bühne. »Ich war dort. Es war schön, es war voll.«
Vor allem AL und TÜL/PDS machten sich für einen Umzug in die Thiepval-Kaserne stark und nannten weitere Kritik-Punkte. Doch auch aus anderen Fraktionen waren Stimmen zu hören, die dafür plädierten, lärmgeplagten Anwohnern und von der Marktplatz-Sperrung betroffenen Marktbeschickern und Händlern entgegenzukommen.
Doch diese sind nach Beobachtung von Gerd Weimer in der Beurteilung des Festivals längst nicht einer Meinung. Bei allen Treffen mit Händlern und Anwohnern hätten sich sowohl Befürworter als auch Gegner zu Wort gemeldet. »Wir haben mit allen potenziell Betroffenen gesprochen. Überall gibt's Fans von Afrobrasil.« Hermann-Arndt Riethmüller (WUT) bekannte: »Der Riss geht mitten durch die Familie.«
»Leere Drohung«
Helga Vogel blieb hart. Zwei Tage reichten völlig aus, fand die AL-Rätin, aufs Haagtor könne ganz verzichtet werden, weil dort nur Musik von der Konserve laufe. Weil man dem Zoo zum Landes-Jubiläum 2002 den kleinen Finger gereicht und einen dritten Konzert-Abend genehmigt habe, wolle der nun die ganze Hand und wiederhole seine Forderung nach genereller Ausweitung des Festivals auf einen dritten Tag. Samstag/Sonntag wäre nach Auffassung der Alternativen die bessere Kombination als Freitag/Samstag gewesen.
Den Marktplatz sollte der Zoo nach dem Willen einiger Stadträte nur noch in den Jahren kriegen, in denen kein Stadtfest gefeiert wird. Der Umzug in die Thiepval-Kaserne sei durchaus vernünftig. Vogel: »Die bietet eine genauso interessante Kulisse.« Dietmar Schöning (FDP) wollte zumindest andere Verlegungs-Möglichkeiten geprüft wissen.
Anton Brenner (TÜL/PDS) provozierte die Rathaus-Spitze, indem er den »leer stehenden Technologie-Park« als Ausweich-Möglichkeit vorschlug. Der PDS-Mann hält den Hinweis der Veranstalter, bei einer Verlegung sei das Festival gefährdet, für eine »leere Drohung« und bezichtigte die Stadtverwaltung der »Kumpanei mit dem Zoo.« Mit einer Verlegung sei den Veranstaltern letztlich sogar gedient. Marktplatz-Anwohner drohten bereits mit Muster-Prozessen.
Sprecher von CDU und SPD verwiesen auf ein im September ergangenes Urteil des Bundesgerichtshofs, in dem ein vergleichbarer Fall entschieden wurde. Bürgermeister Weimer sieht das Votum der Tübinger Stadtverwaltung fürs Festival durch dieses Urteil sogar bestätigt, mochte jedoch trotz mehrerer Nachfragen von Seiten der PDS und der AL nicht preisgeben, welche Werte die Tübinger Lärm-Messungen ergeben haben. Oberbürgermeisterin Brigitte Russ-Scherer sicherte zu, die höchstrichterliche Rechtsprechung in puncto Lautstärke werde bei den Auflagen für die Veranstalter berücksichtigt.
Festival - Stadträte lehnen Verlegung in die Thiepval-Kaserne ab. Ablauf nach dem im Sommer erprobten Muster
Afrobrasil weiter auf dem Marktplatz
Alles wie gehabt, aber ein dritter Festivaltag wie beim Landesjubiläum mit Cassandra Wilson bleibt die Ausnahme.
VON JOACHIM KREIBICH
TÜBINGEN. Die Pläne für eine Verlegung sind vom Tisch. Der Zoo soll auch im nächsten Jahr sein Afrobrasil-Festival auf dem Tübinger Marktplatz ausrichten dürfen. Und zwar nach dem Muster von diesem Sommer mit Konzerten freitags und samstags und mit einer zusätzlichen Off-Bühne auf dem Haagtor-Platz.
Kulturbürgermeister Gerd Weimer hatte eindringlich gewarnt. Tübingen profitiere von dem Groß-Ereignis. Eine Verlegung könnte das Aus für Afrobrasil bedeuten. Weitere Einschränkungen wie ein Aufbau der Bühne erst am Vortag ab 16 Uhr hätten die gleiche Wirkung: »Das wäre der K.o.«
Weimer hatte sich selbst ein Bild gemacht und wandte sich auch gegen ein Verbot der Off-Bühne. »Ich war dort. Es war schön, es war voll.«
Vor allem AL und TÜL/PDS machten sich für einen Umzug in die Thiepval-Kaserne stark und nannten weitere Kritik-Punkte. Doch auch aus anderen Fraktionen waren Stimmen zu hören, die dafür plädierten, lärmgeplagten Anwohnern und von der Marktplatz-Sperrung betroffenen Marktbeschickern und Händlern entgegenzukommen.
Doch diese sind nach Beobachtung von Gerd Weimer in der Beurteilung des Festivals längst nicht einer Meinung. Bei allen Treffen mit Händlern und Anwohnern hätten sich sowohl Befürworter als auch Gegner zu Wort gemeldet. »Wir haben mit allen potenziell Betroffenen gesprochen. Überall gibt's Fans von Afrobrasil.« Hermann-Arndt Riethmüller (WUT) bekannte: »Der Riss geht mitten durch die Familie.«
»Leere Drohung«
Helga Vogel blieb hart. Zwei Tage reichten völlig aus, fand die AL-Rätin, aufs Haagtor könne ganz verzichtet werden, weil dort nur Musik von der Konserve laufe. Weil man dem Zoo zum Landes-Jubiläum 2002 den kleinen Finger gereicht und einen dritten Konzert-Abend genehmigt habe, wolle der nun die ganze Hand und wiederhole seine Forderung nach genereller Ausweitung des Festivals auf einen dritten Tag. Samstag/Sonntag wäre nach Auffassung der Alternativen die bessere Kombination als Freitag/Samstag gewesen.
Den Marktplatz sollte der Zoo nach dem Willen einiger Stadträte nur noch in den Jahren kriegen, in denen kein Stadtfest gefeiert wird. Der Umzug in die Thiepval-Kaserne sei durchaus vernünftig. Vogel: »Die bietet eine genauso interessante Kulisse.« Dietmar Schöning (FDP) wollte zumindest andere Verlegungs-Möglichkeiten geprüft wissen.
Anton Brenner (TÜL/PDS) provozierte die Rathaus-Spitze, indem er den »leer stehenden Technologie-Park« als Ausweich-Möglichkeit vorschlug. Der PDS-Mann hält den Hinweis der Veranstalter, bei einer Verlegung sei das Festival gefährdet, für eine »leere Drohung« und bezichtigte die Stadtverwaltung der »Kumpanei mit dem Zoo.« Mit einer Verlegung sei den Veranstaltern letztlich sogar gedient. Marktplatz-Anwohner drohten bereits mit Muster-Prozessen.
Sprecher von CDU und SPD verwiesen auf ein im September ergangenes Urteil des Bundesgerichtshofs, in dem ein vergleichbarer Fall entschieden wurde. Bürgermeister Weimer sieht das Votum der Tübinger Stadtverwaltung fürs Festival durch dieses Urteil sogar bestätigt, mochte jedoch trotz mehrerer Nachfragen von Seiten der PDS und der AL nicht preisgeben, welche Werte die Tübinger Lärm-Messungen ergeben haben. Oberbürgermeisterin Brigitte Russ-Scherer sicherte zu, die höchstrichterliche Rechtsprechung in puncto Lautstärke werde bei den Auflagen für die Veranstalter berücksichtigt.