Freitag, 30. Januar 2004
Leserbrief: "Der beste Schutz"
tuel-pds, 23:27h
Schwäbisches Tagblatt, Fr 30. Januar 2004
Wie ordentlich war das Magazin des Stadtmuseums geführt (28. Januar)? Plädoyer einer Nutzerin zugunsten der Mitarbeiter.
Im Prozess wegen der Diebstähle im Stadtmuseum bemüht sich die Verteidigung offenbar, die Zustände im Museumsmagazin so darzustellen, dass sie es dem Angeklagten leicht machten, Gegenstände zu entwenden. Das mag zutreffen; aber man muss sich hüten, aus einer Verteidigungsstrategie ein Urteil über das Stadtmuseum zu machen!
Denn es ist schlichtweg unmöglich, durch organisatorische Vorkehrungen Diebstähle mit absoluter Sicherheit zu verhindern. Ich habe schon in vielen verschiedenen Museumsmagazinen und Stadtarchiven gearbeitet, und zwar
als externe Benutzerin, also als jemand, dem man prinzipiell mehr misstrauen muss als einem eigenen Beschäftigten. Interessiert man sich für Dokumente oder Objekte zu einem bestimmten Thema, werden einem dort die entsprechenden Ordner, Mappen oder Kartons ausgehändigt, und man kann meist völlig unbeobachtet mit ihrem Inhalt arbeiten. Es wäre in fast allen Fällen wirklich leicht gewesen, etwas zu entwenden, denn es ist einfach nicht praktizierbar, etwa vor Aushändigung einer Mappe alle darin enthaltenen Dokumente zu registrieren und bei der Rückgabe zu kontrollieren, ob noch alle da sind. Übrigens ist gerade das Magazin des hiesigen Stadtmuseums das einzige, in dem ich erlebt habe, dass die Mitarbeiterin (Frau Fastnacht) sich den Inhalt eines Kartons ansah, bevor sie ihn mir übergab, und dass ich in einem Raum arbeitete, wo sie mich im Blick haben konnte.
Der beste Schutz für Museumsmagazin-Bestände ist, sie möglichst häufig zu benutzen, vor allem für Ausstellungen. Viererlei spricht dafür: den Museumsmitarbeiter(inne)n ist stets bewusst, was sie haben; ein potenzieller Dieb muss deshalb eher damit rechnen, ertappt zu werden; die Öffentlichkeit erfährt, was das Museum außer dem ständig Ausgestellten alles besitzt; und: solche Ausstellungen kosten nicht viel. Dazu ist es unabdingbar, dass jemand am Museum arbeitet, der 1. einen Überblick über alle Bestände und 2. Ideen hat, wie daraus Ausstellungen gemacht werden können. Die derzeitige Mitarbeiterin, Frau Fastnacht, hat mehrmals bewiesen, dass für sie beides zutrifft, und man kann der Stadt nur dringend empfehlen, sie nach Ende ihres befristeten Vertrags dauerhaft einzustellen!
Dr. Adelheid Schlott, Tübingen, Falkenweg 10
Wie ordentlich war das Magazin des Stadtmuseums geführt (28. Januar)? Plädoyer einer Nutzerin zugunsten der Mitarbeiter.
Im Prozess wegen der Diebstähle im Stadtmuseum bemüht sich die Verteidigung offenbar, die Zustände im Museumsmagazin so darzustellen, dass sie es dem Angeklagten leicht machten, Gegenstände zu entwenden. Das mag zutreffen; aber man muss sich hüten, aus einer Verteidigungsstrategie ein Urteil über das Stadtmuseum zu machen!
Denn es ist schlichtweg unmöglich, durch organisatorische Vorkehrungen Diebstähle mit absoluter Sicherheit zu verhindern. Ich habe schon in vielen verschiedenen Museumsmagazinen und Stadtarchiven gearbeitet, und zwar
als externe Benutzerin, also als jemand, dem man prinzipiell mehr misstrauen muss als einem eigenen Beschäftigten. Interessiert man sich für Dokumente oder Objekte zu einem bestimmten Thema, werden einem dort die entsprechenden Ordner, Mappen oder Kartons ausgehändigt, und man kann meist völlig unbeobachtet mit ihrem Inhalt arbeiten. Es wäre in fast allen Fällen wirklich leicht gewesen, etwas zu entwenden, denn es ist einfach nicht praktizierbar, etwa vor Aushändigung einer Mappe alle darin enthaltenen Dokumente zu registrieren und bei der Rückgabe zu kontrollieren, ob noch alle da sind. Übrigens ist gerade das Magazin des hiesigen Stadtmuseums das einzige, in dem ich erlebt habe, dass die Mitarbeiterin (Frau Fastnacht) sich den Inhalt eines Kartons ansah, bevor sie ihn mir übergab, und dass ich in einem Raum arbeitete, wo sie mich im Blick haben konnte.
Der beste Schutz für Museumsmagazin-Bestände ist, sie möglichst häufig zu benutzen, vor allem für Ausstellungen. Viererlei spricht dafür: den Museumsmitarbeiter(inne)n ist stets bewusst, was sie haben; ein potenzieller Dieb muss deshalb eher damit rechnen, ertappt zu werden; die Öffentlichkeit erfährt, was das Museum außer dem ständig Ausgestellten alles besitzt; und: solche Ausstellungen kosten nicht viel. Dazu ist es unabdingbar, dass jemand am Museum arbeitet, der 1. einen Überblick über alle Bestände und 2. Ideen hat, wie daraus Ausstellungen gemacht werden können. Die derzeitige Mitarbeiterin, Frau Fastnacht, hat mehrmals bewiesen, dass für sie beides zutrifft, und man kann der Stadt nur dringend empfehlen, sie nach Ende ihres befristeten Vertrags dauerhaft einzustellen!
Dr. Adelheid Schlott, Tübingen, Falkenweg 10