Freitag, 6. Februar 2004
Rund ums Tübinger Schimpfeck
tuel-pds, 05:33h
Tübinger Wochenblatt, Do 5. Februar 2004
Eine kommunalpolitische Blume verblüht. Die "Freie Liste" wirft das Handtuch und tritt nicht mehr an zu den Kommunalwahlen im Juni - weder für den Tübinger Rat noch für den Kreistag. Gegründet als Sammelbecken für ökologisch orientierte, im Wesen liberal gesinnter Bürger, denen die frühe AL zu ideologisch, zu links, vielleicht auch zu schmuddelig-revoluzzerhaft war und die etablierten Fraktionen zu verhockt und verbockt, hat sie drei Wahlperioden lang Rathaus- und Kreispolitik gemacht. So um die 12 Prozent lag ihr bestes Ergebnis. Ihr Gewicht lag höher. Und es hing an Namen mit Klang: Hugo Baumann, Ursula Zöllner, Dieter Rautenberg, Johanna Petersmann, Hans Dieter Eitle, Klaus Blanke, Peter Bosch, Ulrike Gottschalk. Die letzten beiden, als Aktive übrig geblieben, wollen oder können den Karren nun nicht mehr weiter ziehen.
Auszehrung und Verschleiß sind das Eine. Das angebliche "Ehrenamt" in den örtlichen Parlamenten fordert, ehrbar ausgefüllt, so viel Zeit und Kraft, dass es sich kein zurechnungsfähiger Mensch antun würde, der kühl in den geltenden Kategorien von Wirtschaftlichkeit denkt: Gewinn und Verlust, ökonomisch und persönlich ("Macht", Anerkennung, Status). Viel davon haben die Fraktionen schon fast notgedrungen an ihre "Arbeitsbienen" delegiert, die sich immer wieder fanden und allein dafür höchsten Respekt verdienen. [...] Ja, und auch ein Bialas, der einstens nicht als "kommunistischer Betonkopf", nicht als schlesischer Ost-Import in der Tübinger Erinnerung bleiben wird, sondern als Polit-Schaffe, wie er schwäbischer nicht sein könnte. Zu dieser Sorte gehört auch die nun resignierende FL-Vorfrau Ulrike Gottschalk.
Das Andere ist: Frustration, Kränkung, Demütigung. Und die haben einen Namen: Brigitte Russ-Scherer, Oberbürgermeisterin. Wie sie Räte und Rätinnen schurigelt, wie sie ihre Verwaltung einzuschüchtern versteht, wie sie ihr Zentralkommitee aus Getreuen und dessen Befugnisse aufbaut, wie sie allenthalben auf "Durchmarsch" spielt, das zermürbt auch die Gewählten. Wenn sich das schon die respektablen "Alten" nicht mehr länger ansehen wollen, werden sich kaum Neue finden. Tübingen sei, so sagt ein kommunalpolitisches Urgestein außer Dienst, zur "Hauptstadt des Mobbings" geworden. [...] Kein Zorn da, noch nirgends.
Aber selbst in hochrangigen Verwaltungs-Kreisen hört man unter der Hand Respekt für den Don Quichotte von der Linken, Anton Brenner: "Der hat wenigstens die Kuttel ... " Brenner hatte sein Damaskus-Erlebnis bei der BRS-Behandlung des manchmal etwas tollpatschigen (und längst ruhiggestellten) Eugen Höschele: Der CDU-Gegner wurde ihm zum Opfer. Seither wütet der katholisch-kommunistische Moralist gegen das "System BRS". Es geht die Mär, dass schon überfraktionell vereinbart wurde, den Sitzungssaal bei der nächsten inakzeptablen OB-Attacke auf Gewählte geschlossen zu verlassen. Bisher blieben aber die Pappenheimer immer noch sitzen. Die SPD-Fraktion, nebenbei, hat ihre Reputation verspielt. Sie ist zum fügsamen BRS-Verein verkommen und weiß sich darin gedeckt von der handzahmen lokalen Tagespresse. Die Quittung wird im Juni auf den Wahlzetteln stehen. Und die Genossen werden es auf Schröder schieben können. mab
Eine kommunalpolitische Blume verblüht. Die "Freie Liste" wirft das Handtuch und tritt nicht mehr an zu den Kommunalwahlen im Juni - weder für den Tübinger Rat noch für den Kreistag. Gegründet als Sammelbecken für ökologisch orientierte, im Wesen liberal gesinnter Bürger, denen die frühe AL zu ideologisch, zu links, vielleicht auch zu schmuddelig-revoluzzerhaft war und die etablierten Fraktionen zu verhockt und verbockt, hat sie drei Wahlperioden lang Rathaus- und Kreispolitik gemacht. So um die 12 Prozent lag ihr bestes Ergebnis. Ihr Gewicht lag höher. Und es hing an Namen mit Klang: Hugo Baumann, Ursula Zöllner, Dieter Rautenberg, Johanna Petersmann, Hans Dieter Eitle, Klaus Blanke, Peter Bosch, Ulrike Gottschalk. Die letzten beiden, als Aktive übrig geblieben, wollen oder können den Karren nun nicht mehr weiter ziehen.
Auszehrung und Verschleiß sind das Eine. Das angebliche "Ehrenamt" in den örtlichen Parlamenten fordert, ehrbar ausgefüllt, so viel Zeit und Kraft, dass es sich kein zurechnungsfähiger Mensch antun würde, der kühl in den geltenden Kategorien von Wirtschaftlichkeit denkt: Gewinn und Verlust, ökonomisch und persönlich ("Macht", Anerkennung, Status). Viel davon haben die Fraktionen schon fast notgedrungen an ihre "Arbeitsbienen" delegiert, die sich immer wieder fanden und allein dafür höchsten Respekt verdienen. [...] Ja, und auch ein Bialas, der einstens nicht als "kommunistischer Betonkopf", nicht als schlesischer Ost-Import in der Tübinger Erinnerung bleiben wird, sondern als Polit-Schaffe, wie er schwäbischer nicht sein könnte. Zu dieser Sorte gehört auch die nun resignierende FL-Vorfrau Ulrike Gottschalk.
Das Andere ist: Frustration, Kränkung, Demütigung. Und die haben einen Namen: Brigitte Russ-Scherer, Oberbürgermeisterin. Wie sie Räte und Rätinnen schurigelt, wie sie ihre Verwaltung einzuschüchtern versteht, wie sie ihr Zentralkommitee aus Getreuen und dessen Befugnisse aufbaut, wie sie allenthalben auf "Durchmarsch" spielt, das zermürbt auch die Gewählten. Wenn sich das schon die respektablen "Alten" nicht mehr länger ansehen wollen, werden sich kaum Neue finden. Tübingen sei, so sagt ein kommunalpolitisches Urgestein außer Dienst, zur "Hauptstadt des Mobbings" geworden. [...] Kein Zorn da, noch nirgends.
Aber selbst in hochrangigen Verwaltungs-Kreisen hört man unter der Hand Respekt für den Don Quichotte von der Linken, Anton Brenner: "Der hat wenigstens die Kuttel ... " Brenner hatte sein Damaskus-Erlebnis bei der BRS-Behandlung des manchmal etwas tollpatschigen (und längst ruhiggestellten) Eugen Höschele: Der CDU-Gegner wurde ihm zum Opfer. Seither wütet der katholisch-kommunistische Moralist gegen das "System BRS". Es geht die Mär, dass schon überfraktionell vereinbart wurde, den Sitzungssaal bei der nächsten inakzeptablen OB-Attacke auf Gewählte geschlossen zu verlassen. Bisher blieben aber die Pappenheimer immer noch sitzen. Die SPD-Fraktion, nebenbei, hat ihre Reputation verspielt. Sie ist zum fügsamen BRS-Verein verkommen und weiß sich darin gedeckt von der handzahmen lokalen Tagespresse. Die Quittung wird im Juni auf den Wahlzetteln stehen. Und die Genossen werden es auf Schröder schieben können. mab