Montag, 1. März 2004
Leserbrief: "Die Kacke am Dampfen"
tuel-pds, 03:43h
Schwäbisches Tagblatt, Sa 28. Februar 2004
Ein alter Mitstreiter der Zanker-Initiative sorgt sich um die Zukunft der Walter AG in Derendingen.
Die Beschäftigten der Montanwerke Walter-AG wehren sich dagegen, dass mit dem beabsichtigten Verkauf des Maschinenbaus 150 von 900 Arbeitsplätzen direkt betroffen würden. Das muss uns alle in der "Wissens-Stadt" Tübingen aufwühlen, wenn man bedenkt, das bisher nur verschwindend wenige Arbeitsplätze in den Labors auf der Viehweide - für wahnwitzig hohe Summen Euro - verlagert wurden. Da wäre es auch für die Oberbürgermeisterin und den neuen Landrat vonnöten, sich darüber aktuell sachkundig zu machen, wie einst Arbeitsplätze im gewerblichen und industriellen produzierenden Bereich aufgeblüht sind und plattgemacht wurden.
Da lohnt es sich schon, alte Zeitungen und Unterlagen von 1982 bis 1993 herauszukramen, um besonders am Beispiel der einst stolzen Firma Zanker mit über 1000 Beschäftigten nochmal nachzuvollziehen, was für den Niedergang der heimischen Industrie von Zanker bis Pausa in den letzten 30 bis 20 Jahren geschehen ist. Auch wenn einem dabei nochmal die Tränen kommen können, wenn man die Abschiedsrede des damaligen Betriebsratsvorsitzenden Dieter Schmidt liest, die er für seine Zanker-Kolleg(inn)en beim Abschiedsfest im traurigen "Festzelt" am 25. Juni 1993 gehalten hat. Daran nahmen in großer Solidarität Beschäftigte auch anderer Betriebe und die BI "Zanker soll leben - wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz" teil. Da kamen wir gegen die übermächtigen Konzerne nicht mehr an. Am 4. Juni 1992 sagte Dieter Schmidt im SCHWÄBISCHEN TAGBLATT: "Seit der Hochzeit von Elektrolux mit AEG sind wir als Standort in Deutschland nicht mehr wichtig."
Am 5. Juni 1982 schrieb Christoph Müller ÜBRIGENS "Pleite-Geier": "Von den vier Tübinger Firmen mit den meisten Beschäftigten gilt zur Zeit nur noch eine als kerngesund: die Montanwerke Walter." Und jetzt? Müssen wir befürchten, dass mit den Montanwerken in der Derendinger Straße nach einem ähnlichen Strickmuster verfahren wird, wie einst bei Zanker in Tübingens Weststadt? Seit dem Verkauf der Walter-AG 2001 rumort bei den Beschäftigten die Gallenblase. Dort regiert nicht mehr der "Russenfreund Mambretti", sondern der schwedische Konzern Sandvik. Vor lauter Altstadt-Debatten müssen wir uns davor hüten, dass mit Taubenmist Probleme von Arbeitsplatzverlusten verkleistert werden. Denn da ist die Kacke am Dampfen, Frau OB! Damit's nicht heißt: Der Narrenbaum vor dem Rathaus ist weg - die Narretei drinnen ist geblieben.
Gerhard Bialas, Stadt- und Kreisrat der TÜL/PDS, Tübingen, Weißdornweg 11
Ein alter Mitstreiter der Zanker-Initiative sorgt sich um die Zukunft der Walter AG in Derendingen.
Die Beschäftigten der Montanwerke Walter-AG wehren sich dagegen, dass mit dem beabsichtigten Verkauf des Maschinenbaus 150 von 900 Arbeitsplätzen direkt betroffen würden. Das muss uns alle in der "Wissens-Stadt" Tübingen aufwühlen, wenn man bedenkt, das bisher nur verschwindend wenige Arbeitsplätze in den Labors auf der Viehweide - für wahnwitzig hohe Summen Euro - verlagert wurden. Da wäre es auch für die Oberbürgermeisterin und den neuen Landrat vonnöten, sich darüber aktuell sachkundig zu machen, wie einst Arbeitsplätze im gewerblichen und industriellen produzierenden Bereich aufgeblüht sind und plattgemacht wurden.
Da lohnt es sich schon, alte Zeitungen und Unterlagen von 1982 bis 1993 herauszukramen, um besonders am Beispiel der einst stolzen Firma Zanker mit über 1000 Beschäftigten nochmal nachzuvollziehen, was für den Niedergang der heimischen Industrie von Zanker bis Pausa in den letzten 30 bis 20 Jahren geschehen ist. Auch wenn einem dabei nochmal die Tränen kommen können, wenn man die Abschiedsrede des damaligen Betriebsratsvorsitzenden Dieter Schmidt liest, die er für seine Zanker-Kolleg(inn)en beim Abschiedsfest im traurigen "Festzelt" am 25. Juni 1993 gehalten hat. Daran nahmen in großer Solidarität Beschäftigte auch anderer Betriebe und die BI "Zanker soll leben - wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz" teil. Da kamen wir gegen die übermächtigen Konzerne nicht mehr an. Am 4. Juni 1992 sagte Dieter Schmidt im SCHWÄBISCHEN TAGBLATT: "Seit der Hochzeit von Elektrolux mit AEG sind wir als Standort in Deutschland nicht mehr wichtig."
Am 5. Juni 1982 schrieb Christoph Müller ÜBRIGENS "Pleite-Geier": "Von den vier Tübinger Firmen mit den meisten Beschäftigten gilt zur Zeit nur noch eine als kerngesund: die Montanwerke Walter." Und jetzt? Müssen wir befürchten, dass mit den Montanwerken in der Derendinger Straße nach einem ähnlichen Strickmuster verfahren wird, wie einst bei Zanker in Tübingens Weststadt? Seit dem Verkauf der Walter-AG 2001 rumort bei den Beschäftigten die Gallenblase. Dort regiert nicht mehr der "Russenfreund Mambretti", sondern der schwedische Konzern Sandvik. Vor lauter Altstadt-Debatten müssen wir uns davor hüten, dass mit Taubenmist Probleme von Arbeitsplatzverlusten verkleistert werden. Denn da ist die Kacke am Dampfen, Frau OB! Damit's nicht heißt: Der Narrenbaum vor dem Rathaus ist weg - die Narretei drinnen ist geblieben.
Gerhard Bialas, Stadt- und Kreisrat der TÜL/PDS, Tübingen, Weißdornweg 11