Samstag, 6. März 2004
Schilderijen des Unsichtbaren: Russ-Scherer, Christoph Müller, Götz Adriani, Staatssekretär Sieber, Anton Brenner, Thomas Metzen und die Ausstellung in der Tübinger Kunsthalle.
Im Schwäbischen Tagblatt vom 6.3.04 schreibt Kurt Österle über die Eröffnungsveranstaltung "Schilderijen des Sichtbaren - Niederländische Druckgrafik des 17. Jahrhunderts - Sammlung Christoph Müller - Stadtmuseum Tübingen, 6. März - 6. Juni 2004:

Vor der Kunst die Stadtpolitik

Druckgraphiken der Sammlung Müller: Klare Worte bei der Ausstellungseröffnung im Stadtmuseum

TÜBINGEN (erl). „Keineswegs selbstverständlich“ nannte Oberbürgermeisterin Brigitte Russ-Scherer den Umstand, dass sie am gestrigen Abend im Stadtmuseum die Ausstellung mit Druckgraphiken aus der Niederländer-Sammlung Christoph Müllers eröffnen konnte. Etwa 120 Besucher waren anwesend und erlebten, wie die OB auf die Politik zu sprechen kam, bevor die Kunst den Vorzug erhielt. So sprach sie in ihrem Grußwort von jenen „falschen Behauptungen“ und „Diffamierungen“ die in den letzten Tagen in Umlauf gekommen seien und vor allem den Kunstsammler Christoph Müller treffen sollten. Ihr deutlicher Kommentar: „Es gibt keinerlei Grund, dass man ihm solch unglaubliche Beweggründe unterstellt.“

Der Sammler, TAGBLATT-Verleger und -Chefredakteur Christoph Müller wurde in seiner Ansprache deutlicher und benannte den Kern der Beschuldigungen. So habe der Sprecher einer großen Gemeinderatsfraktion ihm und der OB ein „verschwörerhaftes Abkommen“ angedichtet: Danach habe Russ-Scherer den Leiter der Kunsthalle Götz Adriani so weit gebracht, „die drittklassigen Niederländer des Herrn Müller“ auszustellen, der im Gegenzug dafür sorge, dass das TAGBLATT „nur noch gut über die Oberbürgermeisterin schreibt“. Für ihn, so Müller, wiederhole sich da die verletzende Art, in der bereits 1999, als er der Stadt seine Sammlung stiften wollte, über ihn und seine Niederländer geredet worden sei.

Russ-Scherer am Ende ihrer Rede über das angebliche „Abkommen“: „ein solcher Schwachsinn!“ Und: „Es ist freilich nicht die ganze Tübinger Öffentlichkeit, sondern nur ein kleiner Teil von ihr, der die Stadt in Bedrängnis bringt.“