Dienstag, 30. März 2004
Leserbrief: Russ-Scherers Kulturpolitik
tuel-pds, 15:22h
veröffentlicht im Schwäbischen Tagblatt vom Di 30.3.2004
Am laut Christoph Müller "großen, einzigen Tag vor der Kommunalwahl, an dem es um Kultur geht", beklagte Frau Sturm, ein "Klima, verbittert und voll Gift und Galle". Zur Ehre dieser Stadt sei gesagt, dass dies nicht tübingen-typisch, sondern erst seit wenigen Jahren so ist, mit zunehmender Tendenz. Wer - wie es Herr Müller im TAGBLATT vom 23. März tat - die Kulturschaffenden einteilt in diejenigen, die "über den Tellerrand hinauszielen" und diejenigen, die das angeblich nicht tun und wer gar - wie Frau Russ-Scherer - von "Hochkultur" spricht und damit die übrige Kultur als "iedrig"abwertet, trägt kräftig zu diesen Vergiftungen bei.
Unsere derzeitige Oberbürgermeisterin und Kulturpäpstin hat zwar eine Menge Macht und der sich immer häufiger als Kulturpapst verhaltende TAGBLATT-Chefredakteur ebenfalls - aber noch mehr Macht haben wir, das Publikum! Wir pfeifen auf die Unterscheidung zwischen "hoher" und "niedriger" Kultur und nutzen und unterstützen die Kultur, die uns zusagt. Zwar reicht unsere Macht nicht immer aus, um kulturschädliche Handlungen von Frau Russ-Scherer, wie das Verscherbeln einiger Grafiken des Stadtmuseums, zu verhindern. Aber auf anderen Gebieten finden wir doch Wege, die Folgen ihrer Entscheidungen abzumildern: Zum
Beispiel fährt seit der letzten Theatersaison ein jeweils mit 50 TübingerInnen voll besetzter Abo-Bus zu mehreren Aufführungen des Lindenhoftheaters nach Melchingen. Dies setzen wir der Ausladung dieses Theaters, das nach Russ-Scherers Worten "ja nur ein Bauerntheater" ist, aus dem Tübinger Sommertheater entgegen - und hoffen, dass Tübingen in wenigen Jahren wieder ein Stadtoberhaupt hat, das sich für die gesamte(!) Kultur interessiert und nicht eigenmächtig in sie hineinregiert.
Übrigens: Ob der 21. März wirklich der "einzige Tag vor der Kommunalwahl" ist, "an dem es um Kultur geht", bestimmen auch wir, das Wahlvolk.
Dr. Adelheid Schlott, Tübingen, Falkenweg 10
Am laut Christoph Müller "großen, einzigen Tag vor der Kommunalwahl, an dem es um Kultur geht", beklagte Frau Sturm, ein "Klima, verbittert und voll Gift und Galle". Zur Ehre dieser Stadt sei gesagt, dass dies nicht tübingen-typisch, sondern erst seit wenigen Jahren so ist, mit zunehmender Tendenz. Wer - wie es Herr Müller im TAGBLATT vom 23. März tat - die Kulturschaffenden einteilt in diejenigen, die "über den Tellerrand hinauszielen" und diejenigen, die das angeblich nicht tun und wer gar - wie Frau Russ-Scherer - von "Hochkultur" spricht und damit die übrige Kultur als "iedrig"abwertet, trägt kräftig zu diesen Vergiftungen bei.
Unsere derzeitige Oberbürgermeisterin und Kulturpäpstin hat zwar eine Menge Macht und der sich immer häufiger als Kulturpapst verhaltende TAGBLATT-Chefredakteur ebenfalls - aber noch mehr Macht haben wir, das Publikum! Wir pfeifen auf die Unterscheidung zwischen "hoher" und "niedriger" Kultur und nutzen und unterstützen die Kultur, die uns zusagt. Zwar reicht unsere Macht nicht immer aus, um kulturschädliche Handlungen von Frau Russ-Scherer, wie das Verscherbeln einiger Grafiken des Stadtmuseums, zu verhindern. Aber auf anderen Gebieten finden wir doch Wege, die Folgen ihrer Entscheidungen abzumildern: Zum
Beispiel fährt seit der letzten Theatersaison ein jeweils mit 50 TübingerInnen voll besetzter Abo-Bus zu mehreren Aufführungen des Lindenhoftheaters nach Melchingen. Dies setzen wir der Ausladung dieses Theaters, das nach Russ-Scherers Worten "ja nur ein Bauerntheater" ist, aus dem Tübinger Sommertheater entgegen - und hoffen, dass Tübingen in wenigen Jahren wieder ein Stadtoberhaupt hat, das sich für die gesamte(!) Kultur interessiert und nicht eigenmächtig in sie hineinregiert.
Übrigens: Ob der 21. März wirklich der "einzige Tag vor der Kommunalwahl" ist, "an dem es um Kultur geht", bestimmen auch wir, das Wahlvolk.
Dr. Adelheid Schlott, Tübingen, Falkenweg 10