Sonntag, 18. April 2004
Gog und Magog in Tübingen? Über Herta Däubler-Gmelin, Gerhard Bialas, Anton Brenner und den Gôgen-Kommunismus
abrenner, 18:18h
Leitartikel des Tübinger Wochenblatts vom 15. April 2004:
Der Gôgen-Kommunismus
Bei Wahlergebnissen war Tübingen immer schon für eine Erwähnung weit über die Stadtgrenzen hinaus gut. Da saß - ziemlich einzigartig in Westdeutschland - jahrelang ein Stadtrat der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) im Rathaus, da waren bei Bundestagswahlen in einzelnen Wahllokalen die Grünen die stärkste Partei oder da schlug die SPD-Kandidatin Herta Däubler-Gmelin mitten im schwarzen Baden-Württemberg ihren Konkurrenten von der CDU und holte das Direktmandat. Tübingen war eben immer gut für Überraschungen. Bei den Kommunalwahlen im Juni wird es mit großer Wahrscheinlichkeit wieder für eine überregionale Meldung in den deutschen Zeitungen und Rundfunkanstalten reichen. Weit, weit entfernt vom deutschen Osten wird es in der beschaulichen Universitätsstadt Tübingen der PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) gelingen, ein, zwei, drei oder sogar mehr Mandate zu erringen. Die Menschen in Bottrop, in Varel oder in Osnabrück werden kurz den Kopf schütteln und denken, die spinnen, die Tübinger. Wer dieses Phänomen schon länger aus der Nähe betrachtet, der weiß hingegen, der Kommunismus oder in diesem Fall seine Kuschelvariante der demokratische Sozialismus verlieren in ihrer Tübinger Form jeglichen Schrecken. So wie Kinder mit ihren bunten Punp-Guns aus Plastik am Neckarufer Wasser verspritzen, so gefährlich waren oder sind die linksradikalen Umstürzler von der Rathaus-Rotfront. Gerhard Bialas zum Beispiel, seit gefühlten hundert Jahren erst für die DKP und jetzt für die PDS im Tübinger Gemeinderat, ist in erster Linie ein Gärtner und ein lieber Kerl. Erst in zweiter Linie war er ein für die meisten ein bemitleidenswerter und für die wenigeren ein bewundernswerter Kämpfer für ein untergegangenes politisches System. Nicht viel anders verhält es sich mit dem neuen Kopf der Tübinger Linken, dem Lehrer der katholischen Theologie, Weinbauer und Verleger Anton Brenner. Auch er ist in erster Linie ein Tübinger Original und in seiner Sturheit ein würdiger Nachfolger aller untergegangenen Tübinger Gogen und erst lange danach wenn überhaupt ein verbohrter Ideologe. Man kann also in Tübingen durchaus PDS wählen, selbst wenn man beim Stichwort DDR eine Gänsehaut bekommt. Damit spielen und rechnen die hiesigen "demokratischen Sozialisten" natürlich und sie reiben sich schon heute, viele Wochen vor den Wahlen, die Hände. Denn im öffentlichen Bewusstsein sind sie als diejenigen in Erscheinung getreten, die als Opposition gegen die Ratsmehrheit und die Rathausspitze aufgetreten sind. Die Sozialdemokraten im Rat sind als solche kaum erkennbar, die Grünen und Alternativen pflegen ihre Bärte. In Zeiten, in denen es nichts mehr zu verteilen gibt, ist Opposition eine dankbare Rolle. So darf man an dieser Stelle schon voraus sagen, dass Brenner, Bialas und Co. ein beachtliches Wählerpotential an Unzufriedenen abschöpfen werden. Dann wird sich ganz Deutschland wieder kurz umdrehen und sich fragen: Was ist denn in Tübingen los? "Nichts besonderes", wird ein Kenner der Verhältnisse ihnen antworten und sie beruhigen. Vor dem Gôgen-Kommunismus muss sich jedenfalls niemand fürchten.
Gog ist ein Spitznamen für die Tübinger Weingärtner.
Die Herkunft des Namens ist ungewiss. Auf der Seite http://www.tuebinger-wein.de heißt es dazu:
Im Alten Testament, Ezechiel 38/39 ist von den barbarischen Völkern aus dem Norden, von Gog und Magog die Rede. In der Apokalypse (Neues Testament, Offenb. Joh. 20.8) erscheint Gog als Heerführer des Leibhaftigen. Die Weingärtner Tübingens müssen einen starken Eindruck auf das professorale und geistliche Bildungsbürgertum gemacht haben, dass ihnen der Spitznamen „Gog“ verpasst wurde.
Der Gôgen-Kommunismus
Bei Wahlergebnissen war Tübingen immer schon für eine Erwähnung weit über die Stadtgrenzen hinaus gut. Da saß - ziemlich einzigartig in Westdeutschland - jahrelang ein Stadtrat der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) im Rathaus, da waren bei Bundestagswahlen in einzelnen Wahllokalen die Grünen die stärkste Partei oder da schlug die SPD-Kandidatin Herta Däubler-Gmelin mitten im schwarzen Baden-Württemberg ihren Konkurrenten von der CDU und holte das Direktmandat. Tübingen war eben immer gut für Überraschungen. Bei den Kommunalwahlen im Juni wird es mit großer Wahrscheinlichkeit wieder für eine überregionale Meldung in den deutschen Zeitungen und Rundfunkanstalten reichen. Weit, weit entfernt vom deutschen Osten wird es in der beschaulichen Universitätsstadt Tübingen der PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) gelingen, ein, zwei, drei oder sogar mehr Mandate zu erringen. Die Menschen in Bottrop, in Varel oder in Osnabrück werden kurz den Kopf schütteln und denken, die spinnen, die Tübinger. Wer dieses Phänomen schon länger aus der Nähe betrachtet, der weiß hingegen, der Kommunismus oder in diesem Fall seine Kuschelvariante der demokratische Sozialismus verlieren in ihrer Tübinger Form jeglichen Schrecken. So wie Kinder mit ihren bunten Punp-Guns aus Plastik am Neckarufer Wasser verspritzen, so gefährlich waren oder sind die linksradikalen Umstürzler von der Rathaus-Rotfront. Gerhard Bialas zum Beispiel, seit gefühlten hundert Jahren erst für die DKP und jetzt für die PDS im Tübinger Gemeinderat, ist in erster Linie ein Gärtner und ein lieber Kerl. Erst in zweiter Linie war er ein für die meisten ein bemitleidenswerter und für die wenigeren ein bewundernswerter Kämpfer für ein untergegangenes politisches System. Nicht viel anders verhält es sich mit dem neuen Kopf der Tübinger Linken, dem Lehrer der katholischen Theologie, Weinbauer und Verleger Anton Brenner. Auch er ist in erster Linie ein Tübinger Original und in seiner Sturheit ein würdiger Nachfolger aller untergegangenen Tübinger Gogen und erst lange danach wenn überhaupt ein verbohrter Ideologe. Man kann also in Tübingen durchaus PDS wählen, selbst wenn man beim Stichwort DDR eine Gänsehaut bekommt. Damit spielen und rechnen die hiesigen "demokratischen Sozialisten" natürlich und sie reiben sich schon heute, viele Wochen vor den Wahlen, die Hände. Denn im öffentlichen Bewusstsein sind sie als diejenigen in Erscheinung getreten, die als Opposition gegen die Ratsmehrheit und die Rathausspitze aufgetreten sind. Die Sozialdemokraten im Rat sind als solche kaum erkennbar, die Grünen und Alternativen pflegen ihre Bärte. In Zeiten, in denen es nichts mehr zu verteilen gibt, ist Opposition eine dankbare Rolle. So darf man an dieser Stelle schon voraus sagen, dass Brenner, Bialas und Co. ein beachtliches Wählerpotential an Unzufriedenen abschöpfen werden. Dann wird sich ganz Deutschland wieder kurz umdrehen und sich fragen: Was ist denn in Tübingen los? "Nichts besonderes", wird ein Kenner der Verhältnisse ihnen antworten und sie beruhigen. Vor dem Gôgen-Kommunismus muss sich jedenfalls niemand fürchten.
Gog ist ein Spitznamen für die Tübinger Weingärtner.
Die Herkunft des Namens ist ungewiss. Auf der Seite http://www.tuebinger-wein.de heißt es dazu:
Im Alten Testament, Ezechiel 38/39 ist von den barbarischen Völkern aus dem Norden, von Gog und Magog die Rede. In der Apokalypse (Neues Testament, Offenb. Joh. 20.8) erscheint Gog als Heerführer des Leibhaftigen. Die Weingärtner Tübingens müssen einen starken Eindruck auf das professorale und geistliche Bildungsbürgertum gemacht haben, dass ihnen der Spitznamen „Gog“ verpasst wurde.