Donnerstag, 29. April 2004
Leserbrief: Gefahren der Genmanipulation
veröffentlicht im Schwäbischen Tagblatt vom Samstag, 24.04.04

Es ist derzeit ein wunderbarer Frühling. Das große Blühen verzaubert die Natur, erfreut unser Gemüt. So als wäre es schon im Wonnemonat Mai. Leider werden dennoch Landwirte, Imker, Gärtner und Verbraucher, egal ob weiblich oder männlich, jung oder alt, von großen Sorgen geplagt: Wie wird das werden, mit der Gentechnik in der Landwirtschaft und in unseren Lebensmitteln?

Bereits bei der Demonstration und Kundgebung des Aktionsbündnisses gegen Gentechnik auf dem Acker und auf dem Teller in Tübingen am 15. Februar wurden die Gefahren deutlich gemacht. Mit der Großdemonstration am 18. April in Stuttgart unter dem Motto: "Wir bleiben sauber - Keine Gentechnik in der Landwirtschaft und in Lebensmitteln" mit 10 000 Teilnehmer wurden besonders die Politiker angesprochen mit der Forderung, unser Ländle von Gentechnik auf dem Acker sauber zu halten. Denn unerwünschte Beikräuter in den Kulturen können entfernt werden. Gene in gentechnisch veränderten Pflanzen nicht. Damit würden unsere über Jahrtausende entstandenen Kulturpflanzen und die Wildflora dazu unwiederbringlich versaut. Um mit Goethes Zauberlehrling zu sprechen: "Die Geister, die ich rief, werd' ich nun nicht los."

Hinter dieser "heilsbringenden" Gentechnik in der Landwirtschaft steht nichts anderes als das Streben nach Maximalprofiten in Großkonzernen, die sich damit die gesamte Agrarwirtschaft unterwerfen und abhängig machen wollen. Ohne Rücksicht, wie es damit den Erzeugern und Verbrauchern ergeht. Und auch wie damit die Artenvielfalt zerstört wird. Dagegen müssen wir uns gemeinsam wehren und die Politiker für unseren Schutz in die Pflicht nehmen.

Als Imker muss ich dazu sagen, dass es nicht soweit kommen darf, dass Bio-Landwirte und Imker "den Bettel hinschmeißen", weil sie mit den Auflagen, die aus dem Ausbringen gentechnisch veränderter Pflanzen entstehen, nicht mehr fertig werden. Wir sorgen mit unseren Honigbienen für die Bestäubung heimischer Blütenpflanzen zu mindestens 80 Prozent. Ohne die Aktivität unserer Imkereien würde der Ertrag an Obstkulturen auf ein Viertel sinken. Abgesehen davon wollen wir weiter Honig in bekannt bester Qualität anbieten, der von Pflanzen kommt, die nicht genmanipuliert versaut wurden.

Gerhard Bialas, Stadt- und Kreisrat TÜL/PDS, Tübingen, Weißdornweg 11