Donnerstag, 29. April 2004
Leserbrief: Russ-Scherer giftete nicht nur gegen Bischof Fürst von der Diözese Rottenburg-Stuttgart
abrenner, 20:48h
veröffentlicht im Schwäbischen Tagblatt vom Freitag, 30. April 2004
"Herr Brenner, wo bleibt das Positive?", fragt Frau Dr. Eva Char in einem Leserbrief. Diese nicht ganz neue Frage stelle ich mir auch oft. Braucht man überhaupt eine Opposition? Kann Kritik etwas Positives bewirken?
Am Anfang waren wir oft allein mit unserer Kritik, z.B. bei der geplanten Schließung des Kindergartens in Bebenhausen. Für die Pressesprecherin der OB war klar: Das sind Bebenhäuser Luxusweiber, die wegen 70 Cent kilometerweit zum Aldi fahren, für ihre Kinder aber keinen Schritt. Doch die Mütter begriffen die Salamitaktik der Verwaltung beim Ausdünnen der Kinderbetreuung. Nacheinander schlossen sich die anderen Fraktionen uns an. Am Schluss blieb nur noch die SPD stramm auf Kindergartenabschaffungskurs.
Als ich die Entschädigung der Tübinger Zwangsarbeiter nach dem Modell des Rottenburger Bischofs vorschlug, spuckte Brigitte Russ-Scherer Gift und Galle: Da könne ja jeder kommen und 5000 Mark abholen, der katholische Bischof mit seiner Frauenfeindlichkeit sei kein Vorbild. Als mich dann aber Herr Pantel von der CDU und Herr Riethmüller unterstützten, schlug auch das Gewissen der AL- und SPD-Kollegen und es kam zu einer Mehrheit. Die Parade nahm dann die Oberbürgermeisterin ab. Das war der einzige Fall, bei dem sie überregional eine gute Figur für Tübingen machte.
Opposition bewirkt oft mehr als Jasagen im "gestalterischen" Regierungslager. Und weil es die jetzige Rathausführung nicht anders verdient hat, werden auch Liberale und Konservative uns von der TüL/PDS wählen, so schwer es auch fällt. Das Wochenblatt erfand am 15.4.2004 für dieses spezielle Tübinger Phänomen den Begriff "Gôgenkommunismus": "Der Kommunismus oder in diesem Fall seine Kuschelvariante der demokratische Sozialismus verlieren in ihrer Tübinger Variante jeglichen Schrecken. ... Man kann also in Tübingen durchaus PDS wählen, selbst wann man beim Stichwort DDR eine Gänsehaut bekommt."
Anton Brenner, Stadtrat der TÜL/PDS
"Herr Brenner, wo bleibt das Positive?", fragt Frau Dr. Eva Char in einem Leserbrief. Diese nicht ganz neue Frage stelle ich mir auch oft. Braucht man überhaupt eine Opposition? Kann Kritik etwas Positives bewirken?
Am Anfang waren wir oft allein mit unserer Kritik, z.B. bei der geplanten Schließung des Kindergartens in Bebenhausen. Für die Pressesprecherin der OB war klar: Das sind Bebenhäuser Luxusweiber, die wegen 70 Cent kilometerweit zum Aldi fahren, für ihre Kinder aber keinen Schritt. Doch die Mütter begriffen die Salamitaktik der Verwaltung beim Ausdünnen der Kinderbetreuung. Nacheinander schlossen sich die anderen Fraktionen uns an. Am Schluss blieb nur noch die SPD stramm auf Kindergartenabschaffungskurs.
Als ich die Entschädigung der Tübinger Zwangsarbeiter nach dem Modell des Rottenburger Bischofs vorschlug, spuckte Brigitte Russ-Scherer Gift und Galle: Da könne ja jeder kommen und 5000 Mark abholen, der katholische Bischof mit seiner Frauenfeindlichkeit sei kein Vorbild. Als mich dann aber Herr Pantel von der CDU und Herr Riethmüller unterstützten, schlug auch das Gewissen der AL- und SPD-Kollegen und es kam zu einer Mehrheit. Die Parade nahm dann die Oberbürgermeisterin ab. Das war der einzige Fall, bei dem sie überregional eine gute Figur für Tübingen machte.
Opposition bewirkt oft mehr als Jasagen im "gestalterischen" Regierungslager. Und weil es die jetzige Rathausführung nicht anders verdient hat, werden auch Liberale und Konservative uns von der TüL/PDS wählen, so schwer es auch fällt. Das Wochenblatt erfand am 15.4.2004 für dieses spezielle Tübinger Phänomen den Begriff "Gôgenkommunismus": "Der Kommunismus oder in diesem Fall seine Kuschelvariante der demokratische Sozialismus verlieren in ihrer Tübinger Variante jeglichen Schrecken. ... Man kann also in Tübingen durchaus PDS wählen, selbst wann man beim Stichwort DDR eine Gänsehaut bekommt."
Anton Brenner, Stadtrat der TÜL/PDS