Sonntag, 7. März 2004
Leserbrief: "Ist denn Mitleid strafbar?"
27. Februar 2004

Argumente gegen ein Taubenfütterungsverbot.

Bemerkung: die unterstrichene Passage wurde im Tagblatt nicht veröffentlicht.

Am 20. Februar zitierte Wolfgang Starke ein Urteil des Amtsgerichtes Saarbrücken wegen Verstoßes gegen das Taubenfütterungsverbot. Inzwischen denkt Saarbrücken jedoch um: Aus der Erfahrung heraus, dass weder das Taubenfütterverbot noch teure Taubentötungsaktionen die Anzahl der Tauben verringerten, haben sich kürzlich Saarbrücker Politiker mit Taubenfachleuten zusammengesetzt, um deren Rat einzuholen; ein weiteres Treffen ist geplant. Diese Fachleute sind zusammengeschlossen in der "Bundesarbeitsgruppe Stadttauben"; die Leiterin des Tübinger Taubenprojektes, Petra Klingler, gehört dazu und war auch mit in Saarbrücken.

Taubenfütterungsverbote gibt es schon lange. Weil sie nichts nützen, wurden neue Konzepte entwickelt, das sicher fachkundigste von der "Bundesarbeitsgruppe Stadttauben". Die Tübinger Stadtverwaltung hat es, und Petra Klingler tritt natürlich dafür ein. Obwohl darin eindringlich vom Taubenfütterungsverbot abgeraten wird, halten die hiesige Stadtverwaltung samt Gemeinderatsmehrheit stur daran fest und schreiben sogar einer Taubenfachfrau wie Petra Klingler vor, wo sie füttern darf und wo nicht!

Überhaupt ist es schier unfasslich, mit welchem Aufwand und welchen Methoden man hier versucht, dieses Verbot durchzusetzen : Weil die Stadt es zum Allheilmittel gegen die Tauben hochstilisiert hat, meinen auch Bürger/innen, die von Stadttauben nichts verstehen, für das Fütterungsverbot kämpfen zu müssen durch Bespitzeln, Beschimpfen, Denunzieren. In Frau Becks Fall führte es so weit, dass ihr jemand wörtlich schrieb: "Unter Hitler wären Sie schon lange im KZ oder in der Psychatrie"!

Die Stadtverwaltung versucht mit überdimensionierten Bußgeldbescheiden, Androhen von Pfändung und so weiter diese 80-jährige Frau, die seit Jahrzehnten Tauben füttert, auf ihre alten Tage davon abzubringen. Am 26. Februar rückte sogar Herr Kaltenmark mit vier Polizisten bei ihr an und nahm ihr das Taubenfutter weg. Würde Frau Beck Tauben züchten - also für mehr Tauben sorgen - dürfte sie "natürlich" das Futter behalten; da sie aber Tauben in ihrem Haus nisten lässt, dort deren Kot entfernt und die Eier gegen Gipseier umtauscht - also für weniger Taubennachkommen sorgt - nimmt man es ihr weg. Welch eine Logik!

"Ist denn Mitleid strafbar?", fragt Frau Beck immer wieder, wenn jemand sich über ihr Taubenfüttern erbost. In Tübingen schon. Deshalb haben die Entscheidungsträger/innen auch keines.

Adelheid Schlott, Tübingen, Falkenweg 10

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Leserbrief: "Ist das sozialdemokratisch?"
Schwäbisches Tagblatt, Sa 6. März 2004

Zur Zukunft des Tübinger Stadtmuseums und der Gemeinderats-Sitzung vom 1. März.

Dem CDU-, AL-, FL- und FDP-Antrag zum Stadtmuseum haben wir uns als TÜL/PDS-Fraktion in der Gemeinderatssitzung am 1. März unterschriftlich angeschlossen. Weil auch wir der Meinung sind, dass das Stadtmuseum als städtische Einrichtung innerhalb des Kulturamts bleiben muss. Von daher gesehen muss jetzt auch von Seiten der Verwaltung mit der OB alles unterbleiben, was die Funktionsfähigkeit und Attraktivität des Stadtmuseums schmälern könnte.

Bedauerlich, dass Frau Russ-Scherer diesen Antrag nicht zur Abstimmung zuließ, mit den Worten nach der Sitzungsunterbrechung mit dem Vertagungsbeschluss für das Reformpaket, dann könne man ja das bis nach der Kommunalwahl vertagen. Denn die Zustimmung zu diesem Antrag würde für alle Beteiligten Planungs- und auch Existenzsicherung bedeuten. Es ist nicht damit getan, bis zum Gehtnichtmehr Modelldebatten zu führen, um letztlich damit das Stadtmuseum als städtische Einrichtung beim Kulturamt aufzugeben. Etwa nach der Vorstellung der OB, die ja bei der Podiumsdiskussion die Umwandlung in eine Stiftung befürwortete, mit der Bemerkung, dann brauche man ja die Beschäftigten beim Museum nicht mehr nach BAT bezahlen. Ist das sozialdemokratisch?

Da heißt es jetzt höllisch aufpassen, woher der Wind bläst. Für das Stadtmuseum mit allen daran Beteiligten und Freunden brauchen wir nun freundliche Frühlingswinde, damit darin weiterhin fruchtbar Neues gedeihen kann. Wir brauchen unser Stadtmuseum mit seinen Dauerausstellungen genauso wie die themenbezogenen im Wechsel. Mit einigen der großen Wechselausstellungen sind ja bereits mit der Leiterin Frau Pachnicke hervorragende Leistungen erbracht worden, auf die wir mit unserem Stadtmuseum stolz sein können. Und dafür dankbar.

Das Stadtmuseum darf nicht der Lust oder dem Frust einiger weniger preisgegeben werden oder gar von Stiftungsgeldbeuteln abhängen. Damit es nicht stiften geht, muss es der ganzen Bürgerschaft gehören.

Gerhard Bialas, Stadtrat der TüL/PDS, Tübingen, Weißdornweg 11

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Montag, 1. März 2004
Leserbrief: "Die Kacke am Dampfen"
Schwäbisches Tagblatt, Sa 28. Februar 2004

Ein alter Mitstreiter der Zanker-Initiative sorgt sich um die Zukunft der Walter AG in Derendingen.

Die Beschäftigten der Montanwerke Walter-AG wehren sich dagegen, dass mit dem beabsichtigten Verkauf des Maschinenbaus 150 von 900 Arbeitsplätzen direkt betroffen würden. Das muss uns alle in der "Wissens-Stadt" Tübingen aufwühlen, wenn man bedenkt, das bisher nur verschwindend wenige Arbeitsplätze in den Labors auf der Viehweide - für wahnwitzig hohe Summen Euro - verlagert wurden. Da wäre es auch für die Oberbürgermeisterin und den neuen Landrat vonnöten, sich darüber aktuell sachkundig zu machen, wie einst Arbeitsplätze im gewerblichen und industriellen produzierenden Bereich aufgeblüht sind und plattgemacht wurden.

Da lohnt es sich schon, alte Zeitungen und Unterlagen von 1982 bis 1993 herauszukramen, um besonders am Beispiel der einst stolzen Firma Zanker mit über 1000 Beschäftigten nochmal nachzuvollziehen, was für den Niedergang der heimischen Industrie von Zanker bis Pausa in den letzten 30 bis 20 Jahren geschehen ist. Auch wenn einem dabei nochmal die Tränen kommen können, wenn man die Abschiedsrede des damaligen Betriebsratsvorsitzenden Dieter Schmidt liest, die er für seine Zanker-Kolleg(inn)en beim Abschiedsfest im traurigen "Festzelt" am 25. Juni 1993 gehalten hat. Daran nahmen in großer Solidarität Beschäftigte auch anderer Betriebe und die BI "Zanker soll leben - wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz" teil. Da kamen wir gegen die übermächtigen Konzerne nicht mehr an. Am 4. Juni 1992 sagte Dieter Schmidt im SCHWÄBISCHEN TAGBLATT: "Seit der Hochzeit von Elektrolux mit AEG sind wir als Standort in Deutschland nicht mehr wichtig."

Am 5. Juni 1982 schrieb Christoph Müller ÜBRIGENS "Pleite-Geier": "Von den vier Tübinger Firmen mit den meisten Beschäftigten gilt zur Zeit nur noch eine als kerngesund: die Montanwerke Walter." Und jetzt? Müssen wir befürchten, dass mit den Montanwerken in der Derendinger Straße nach einem ähnlichen Strickmuster verfahren wird, wie einst bei Zanker in Tübingens Weststadt? Seit dem Verkauf der Walter-AG 2001 rumort bei den Beschäftigten die Gallenblase. Dort regiert nicht mehr der "Russenfreund Mambretti", sondern der schwedische Konzern Sandvik. Vor lauter Altstadt-Debatten müssen wir uns davor hüten, dass mit Taubenmist Probleme von Arbeitsplatzverlusten verkleistert werden. Denn da ist die Kacke am Dampfen, Frau OB! Damit's nicht heißt: Der Narrenbaum vor dem Rathaus ist weg - die Narretei drinnen ist geblieben.

Gerhard Bialas, Stadt- und Kreisrat der TÜL/PDS, Tübingen, Weißdornweg 11

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Donnerstag, 26. Februar 2004
Leserbrief: "Ströbel schmiert weiter"
Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt vom D0 26.2.2004

Dass es sich bei Ströbels ÜBRIGENS um keine Fasnets-Posse, sondern zumindest zum Teil um ein Stück negativem Assoziations-Journalismus handelt, das eher in das Blatt mit den großen Buchstaben passen würde, wird aus der Überschrift deutlich. Man mag zu Brenners Aktionen stehen, wie man will, aber die Gedankenverbindung, die mit der Übrigens-Überschrift (möglicherweise) geweckt werden soll, hat mit der inhaltlichen Problematik der Auseinandersetzung Brenner-Bürgermeister absolut nichts zu tun. Es geht ja hier nicht um gepanschten (Schiller-) Wein, sondern um etikettierte (Ober-)Bürgermeister. Das wäre genauso, wie wenn ich für meinen Leserbrief als Überschrift die Zeile "Ströbel schmiert weiter" wählen würde. Vielleicht ist dem Tagblatt-Redakteur der gute Weingeist des besagten Schiller-Weines zu schnell in den Kopf gestiegen, so dass er begrifflich einige Dinge durcheinander gebracht hat.
Friedrich Braun, Tübingen, Christophstr. 19

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Teure Phantasien und blühende Landschaften von Russ-Scherer
Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt: Wird die Bevölkerung verallbert? Zur Diskussion um das Biotechnologiezentrum

Ich möchte mich ausdrücklich bei den Herren Brenner und Seuffer bedanken für ihre aufklärenden Leserbriefe zu der Erfolgsmeldung, dass „neue Mieter“ in das TTR gezogen sind. Ohne diese Informationen wäre die Veralberung der Bevölkerung fast perfekt zu nennen.
Aus dem TTR Reutlingen eine Firma nach Tübingen ins TTR umziehen zu lassen; eine Abteilung (keine steuerzahlende Firma) des Klinikums und eine weitere Firma des Klinikums noch eben schnell ins TTR ziehen zu lassen; Respekt! Wahrlich ein Erfolg. Zahlen die alle Miete oder nur die Nebenkosten, Frau Russ-Scherer? Was machen denn die beiden Klinikums-Ableger, wenn das neue Verfügungsgebäude der Medizinischen Klinik fertig ist? Ziehen die dann wieder um und schaffen neue Arbeitsplätze in Tübingen? Hören wir dann von der nächsten Erfolgsmeldung der ministeriabel werden wollenden OB? Das Ganze erinnert mich doch stark an die jetzt stattfindenden Narrenumzüge, einziger Unterschied ist, dass die Narren der Gesellschaft und den Politiker den Narrenspiegel vorhalten, während bei diesem Possenspiel die Bevölkerung von den Politikern tolldreist genarrt wird.
Bei den Erfolgsmeldungen und Huldigungen des TAGBLATTs für Brigitte Russ-Scherer ist leider etwas vergessen worden. Um welchen Teil ist jetzt der Stadt-Etat tatsächlich entlastet worden? Wieviel von den jährlich aus dem Tübinger Stadtsäckel zu zahlenden 600.000 Euro Mietausfällen werden denn jetzt frei?
Prestigeobjekte und ihre vollmundig bejubelten Erfolge nützen der Normal-Bevölkerung wenig, es kostet uns nur viel Geld, das wir sicher sinnvoller in die Zukunftsinvestition von Ausbildung unserer Kinder, Betreuung und Hilfe für die Schwachen dieser Sozialgesellschaft und Abbau von Schulden gesteckt hätten.
Die Tübinger Rathausspitze aber glaubt ja lieber an Betonklotzinvestitionen, die Langzeitwirkungen der Kürzungen im sozialen Bereich und die Steuergeldverschleuderung „scherert“ ja nicht mehr, wenn man/frau es ins nächste Amt geschafft hat. Um das finanzielle Desaster in Tübingen das man/frau hinterlässt, sollen sich doch die Nachfolger kümmern.
Vielen Dank Frau Russ-Scherer, diese teuren Fantasien von „blühenden Landschaften“ hat uns ja schon der Oggersheimer hinterlassen! Deren Langzeitfolgen bezahlen wir immer noch mit extrem hoher Arbeitslosigkeit im Osten Deutschlands, mit Steuererhöhungen und Kürzungen dringender Projekte, um die Langzeitfolgen der blühenden Landschaften abzufedern. Der Nachholbedarf der Tübinger Politik scheint aber enorm groß zu sein, dieses Experiment mit Biotech-Touch hier noch mal zu wiederholen.
Seuffer und Brenner (auch wenn ich kein Unterstützer/Wähler der TÜL/PDS bin) noch mal Dank für ihre Leserbriefe. Schluss mit den Hiobsbotschaften, die Bekehrten grüßen vom Grund ihrer leeren Geldbeutel. Alles wird gut!

Heinrich Schmanns, Tübingen

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Leserbrief: Russ-Scherer, ihr Wächterrat, das Bilderverbot und die Parvenü-SPD
Unter fundamentalistischen Muslimen "herrscht Konsens darüber, dass die wirklich heiligen Persönlichkeiten .. selbst nicht dargestellt werden sollten, weil jede Darstellung solch heiliger Personen die Gefahr der Entwürdigung beinhaltet." (Muslim-Markt.de) Christoph Müller diskutiert mit Hans Küng im Matinee-Gespräch noch über das Thema, während sich Russ-Scherer und ihr Wächterrat mit Ströbel an der Spitze bereits festgelegt haben. Die Angst vor Karikatur und Spottbild begleitet die Debatte um das Bilderverbot vom Alten Testament über den protestantischen Bildersturm bis ins postpietistische Tübingen.

Spöttische T-Shirts, Kartenspiele und Etiketten werden von Prominenten nicht gern gesehen, Aufsteiger reagieren besonders allergisch. Wer Elite ist und sich nicht so nennen muss, reagiert gelassen. Zuletzt wies der Bundesgerichtshof am 30.9.2003 eine Klage von Ron Sommer gegen eine Fotomontage ab. Die Montage sei einer Karikatur vergleichbar und sei somit eine zulässige Meinungsäußerung, so der BGH. Die gebotene Güterabwägung zwischen Persönlichkeitsrechten und Art. 5 GG geht in den meisten Fällen zugunsten der Satire aus. Anders in Tübingen, der Hauptstadt der Realsatire?

Besonders der Parnenü-Flügel der SPD, dem auch das Tübinger Rathaus in die Hände gefallen ist, duldet keine Majestätsbeleidigung. Weder Überlegungen über Schröders Haarfarbe noch Weinetiketten entgehen den Pasderans der Neuen Mitte. Vielleicht finden sie bis zum 1. April die 7. Flasche und die passiv-legitimierte richtige Adresse! Mein Tipp: Google Suche: "russ-scherer" oder "tuel-pds.de". Interessanter sind jedoch die politischen Streiche der Aufsteiger-SPD.

Weshalb ist die Neue-Mitte-SPD in der Wirtschafts- und Sozialpolitik wesentlich rabiater als die Konservativen? Weshalb müssen wir, zusammen mit Herrn Kost, Latus und Pantel von der CDU, oft die schlimmsten unsozialen Auswüchse im Tübinger Rathaus verhindern? Weshalb der Schmarren von Elite-Universität von dieser SPD? Prof. Michael Hartmann versuchte in "konkret" eine Antwort: "In der SPD gibt es einen maßgeblichen Teil, der durch Öffnung der Bildungssysteme in den sechziger Jahren aufgestiegen ist und nun die Universitäten für seinen eigenen Nachwuchs nach unten abschotten will. Dieses Phänomen findet man bei Aufsteigern oft."
Anton Brenner


Anton Brenner, Stadtrat der Tübinger Linken

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Samstag, 21. Februar 2004
Leserbrief: "Ein trauriges Lied"
Schwäbisches Tagblatt, Sa 21.2.2004

Die Bürgerinitiative gegen die B 27-Trasse im Neckartal hat sich aufgelöst, der Ärger mit der B 27 geht weiter.

Die "BI Kirchentellinsfurt" hat sich zwanzig Jahre nach ihrem Kampf gegen die B 27-Trasse im Neckartal aufgelöst. Damals haben wir Tübinger Gegner einer Neckartal-Autobahn uns mit der BI Kirchentellinsfurt zur "B 27 neu - NOI!" zusammengetan, um die Zerstörung der Neckartalaue zwischen Tübingen und Kirchentellinsfurt zu verhindern. Mit alternativen Vorschlägen und der Forderung "Planung aus einem Guss" von Stuttgart bis nach Balingen - anstatt Salamitaktik - konnten wir uns trotz massiven Einsatzes nicht durchsetzen. Schon damals kam die Idee auf, zur Beruhigung der Tübinger Südstadt als Verbindung zwischen Neckar und Steinlachtal einen Tunnel unter den Schindhau zu bauen, weil wir befürchteten, dass sonst der massive Verkehr besonders die Stuttgarter Straße über Jahrzehnte belasten würde.

Heute haben wir die bittere Bestätigung für unsere Befürchtungen. Denn obwohl nun der B 27-Doppel-Basis-Tunnel unter dem Schindhau beschlossene Sache ist, bleibt zu befürchten, dass der Bau noch lange auf sich warten lässt, nachdem ja Minister Stolpe ganz toll mit Toll Collect einige Milliarden Euro Schäden mit der gescheiterten Lkw-Maut eingefahren hat. Passt ganz toll in die tollen Tage.

Aber uns in Tübingen passt das überhaupt nicht. Die Maut-Pleite darf nicht als Ausrede dafür herhalten, den vollständigen Weiterbau der B 27 mitsamt dem Bau des Schindhau-Basistunnels auf die lange Bank zu schieben. Wir müssen fordern, dass das jetzt geschieht und nicht erst für kommende Generationen. Denn mit der EU-Osterweiterung wird auch der Lkw-Schwerlastverkehr weiter zunehmen. Die Neckartalgemeinden und die im Ammertal - Unterjesingen und Entringen - können ein trauriges Lied davon singen. Deshalb auch muss der Bau der B 28 neu mit der Umfahrung der Neckartalgemeinden zügig erfolgen. Wenn da nicht bald was geschieht, kann man Herrn Stolpe ganz schnell in Pension schicken. Und einige andere dazu; wegen Unfähigkeit im Amt.

Peter Bosch, Manfred Grohe und all den vielen anderen Mitstreitern von damals für den Erhalt der Neckartalauen sei dafür herzlich Dank gesagt. Die gute Bauern- und Bürgerdemonstration am 15. Februar in Tübingen gegen Gentechnik auf dem Acker hat gezeigt, dass wir uns immer wieder im Kampf um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zusammenschließen müssen.

Gerhard Bialas, Stadt- und Kreisrat TÜL/PDS, Tübingen, Weißdornweg 11

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Donnerstag, 19. Februar 2004
Leserbrief: "Taubeneier austauschen"
Schwäbisches Tagblatt, Mi 18.2.2004

Die Tübinger Tauben-Plage, die Reaktionen von Ordnungsamt und Leserbriefschreibern darauf und ein Appell zur Versachlichung.

Manche Reaktion auf meinen Leserbrief über die Tauben hat mich erstaunt, weil ich dachte, die Verteidiger des Taubenfütterverbots wüssten mehr über die Stadttauben. Niemand konnte mir die Frage beantworten, wie das Fütterverbot zu weniger Tauben und weniger Kot führen könnte. Meint man, weniger Futter bedeute weniger Taubennachkommen? Das würde bei Wildtieren zutreffen, aber Stadttauben sind eben keine Wild-, sondern Zuchttiere und brüten ? wie wissenschaftliche Untersuchungen ergaben ? bei Nahrungsmangel nun mal mehr Junge aus als gut genährte. Oder will man die Tauben verhungern lassen? Erstens wäre das nicht gerade zivilisiert und zweitens ist es nicht durchführbar, weil die Stadttauben immer etwas finden, besonders runtergefallene Nahrungsreste. Oder soll das Essen im Freien auch noch verboten werden? Außerdem sind Stadttauben keine Allesfresser, sondern Körnerfresser: Die Nahrungsreste bekommen ihnen oft nicht und führen zu Dünnschiss. Ist das den Anwohnern lieber? Übrigens ist Taubenkot ein vorzüglicher Dung!

Viel wichtiger als die Durchsetzung des Fütterverbots ist die Kontrolle von möglichst vielen Nistplätzen, um die Taubeneier gegen Gipseier austauschen zu können. Das ist der Kernpunkt des Tübinger Stadttauben-Projektes. Wer Nistplätze kennt, sollte sie deshalb unbedingt der ehrenamtlichen Leiterin dieses Projekts, Petra Klingler (Telefon: 0 70 71/94 07 42, Handy: 01 73/2 99 46 24, Fax: 0 70 71/25 28 55) melden. Sie hat jahrelange Erfahrung und steht in ständigem Erfahrungsaustausch mit Projekten an anderen Orten.

Wie Augsburg zeigt, geht es auch ohne Fütterverbot. Damit erspart sich Augsburg all den Aufwand und all die Hässlichkeiten, die in Tübingen aus dem Fütterverbot resultieren. Augsburg hat ein ähnliches Stadttaubenprojekt wie Tübingen, das ehrenamtlich geleitet und durchgeführt wird. Es setzt auf Information der Bevölkerung und Mitarbeit aus der Bevölkerung. Die Stadtverwaltung arbeitet mit den Taubenfachleuten zusammen, mischt sich aber nicht ein, sondern anerkennt die Kompetenz der Fachleute. Die Augsburger Taubenfachleute haben eine Ausstellung zur ja auch kulturhistorisch hochinteressanten Taube gemacht, die man ausleihen und im Stadtmuseum zeigen könnte. So könnte die Tauben-Diskussion auch in Tübingen versachlicht werden. Einer "Stadt des Wissens" stünde das wesentlich besser an als alles, was derzeit gegen Frau Beck und die Tauben geschieht!

Dr. Adelheid Schlott, Tübingen, Falkenweg 10

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Freitag, 13. Februar 2004
Wird Bundeswirtschaftsminister Clement von Russ-Scherer abgelöst?
Unter der Überschrift "Drei neue Mieter. Erster Block im Technologiepark jetzt fast halb voll" hatte der stellvertretende Chefredakteur des Schwäbischen Tagblatts am 11.2.04 den Umzug von drei Firmen als Erfolg der Oberbürgermeisterin gefeiert. Chefredakteur Christoph Müller beteiligte sich am 13.2.04 an der Image-Kampagne der Oberbürgermeisterin. Ein Grund: Die Oberbürgermeiserin und Götz Adriani haben plötzlich ihr Herz für die Bildersammlung Christoph Müller entdeckt, nachdem sie vor zwei Jahren noch Gift und Galle über die Bilder gespruckt hatten. Bis zur nächsten OB-Wahl im Januar 2007 wird der Tagblatt-Chefredakteur wohl mit Hilfe von Angeboten für seine Sammlung am Nasenring geführt werden. Dazu ein Leserbrief von Stadtrat Anton Brenner:

Schluss mit Jammer-Arien! Phantomerfolge statt Phantomschmerz! Die Nachfolgerin für Wirtschafts- und Arbeitsminister Clement steht fest. Brigitte Russ-Scherer hat den Weg aus der Krise gefunden. Sie hat diesem Tag „entgegengefiebert“ und Christoph Müller ist ihr Prophet: Neue BioTech-Arbeitsplätze werden durch Umzug geschaffen.

Hätte sie namhafte Firmen von Heidelberg oder Stuttgart abgeworben, wäre dies ein lokales Ereignis. Eine Abwerbung einer ganzen Branche aus Bayern hätte sie für ein Stuttgarter Ministeramt empfohlen. Doch die Basis-Innovation, durch einen Umzug in derselben Stadt, ja, beim gleichen Vermieter Arbeitsplätze zu schaffen, macht sie zu einer Anwärterin für den Nobelpreis für Mathematik, Wirtschaft und Alchemie. Nach so etwas lechzt ganz Berlin von Münte bis Stolpe.

Proteum Centrum zieht von der Morgenstelle auf die Obere Viehweide um: 5 bis 10 Arbeitsplätze. Immatics Biotechnologies zieht ebenfalls aus einem Tübinger Unigebäude neben Stadtrat Sieberts neuen Sternwarten-Leuchtturm: 25 Arbeitsplätze. Der Knaller ist: Neocura zieht aus dem Gebäude der TTR in Reutlingen in das andere Gebäude der TTR in Tübingen: schon wieder 5 bis 7 Arbeitsplätze.

Und so geht es dann unter einer Bundesministerin Russ-Scherer Schlag auf Schlag weiter: Die Hälfte von Daimler zieht von Böblingen nach Sindelfingen, die andere Hälfte von Sindelfingen nach Böblingen um: 20 000 Arbeitsplätze. Alle Kliniken und Technologiezentren tauschen die Standorte und ziehen um: Das gibt Millionen neue Arbeitsplätze. Die Konjunktur, Deutschland, die SPD sind gerettet!

Nur schade: Die Bundesagentur für Arbeit wird überflüssig und Christoph Müllers Holländer kommen dann auf die Berliner Museumsinsel in die Stiftung Russ-Müller-Rau.
Christoph! Brigitte! Ihr habt uns bekehrt! Schluss mit den Hiobsbotschaften! Alles wird gut!

Anton Brenner, Stadtrat der Tübinger Linken Anton Brenner

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Montag, 9. Februar 2004
Leserbrief: "Diese Hexenjagd"
Schwäbisches Tagblatt, Mo 9. Februar 2004

Solidaritäts-Adressen für die Tübinger Tauben-Frau Julie Beck.

Als ich kürzlich von den Aktionen aus Bürgerschaft und Stadtverwaltung gegen Frau Beck erfuhr, war ich entsetzt: Sie wurde als "Taubenhexe" beschimpft, jemand meinte sogar, unter "Adolf" sei "so was" nicht vorgekommen, es wird hinter Frau Beck hergeschnüffelt, sie wird angezeigt, sie soll 500 Euro Strafe zahlen und noch einige hundert Euro dazu, weil sie Widerspruch eingelegt hat. Ihr wurde mit Pfändung gedroht, wenn sie nicht zahlt.

Und warum dies alles? Sie hatte den Auftrag - den ihr die Stadt zur Strafe nun wieder entzogen hat - an bestimmten
Stellen Tauben zu füttern. Nur, weil sie bettelnden Tauben auch anderswo Körnchen hinwarf, wird diese Hexenjagd gegen sie veranstaltet. Will sie verletzten Tauben helfen, muss sie sie im Übrigen füttern, weil sie sie sonst nicht fangen kann. Mir ist Frau Beck, wie vielen anderen auch, immer wieder aufgefallen als ein besonders freundlicher und hilfsbereiter Mensch. Sie arbeitet seit Jahren ehrenamtlich für die Stadt, entfernt zum Beispiel anderer Leute Hundekot und kümmert sich eben auch um die Tauben - aber nicht, um ihre Anzahl zu erhöhen, sondern um sie zu verringern: Diesem Ziel dienen auch die Nistplätze in ihrem Haus; denn damit beteiligt sie sich an dem Projekt, den Tauben die Eier wegzunehmen und durch Gipseier zu ersetzen. Durch das Projekt wurden bereits zirka 12 000 Eier ausgetauscht, durch Frau Beck allein mehr als 300.

Die Zahl der Tübinger Tauben nahm trotzdem nicht ab. Warum? Weil stets Nachschub kommt. Und woher kommt er? Die Tierärztliche Hochschule Hannover definiert: "Stadttauben sind entflogene Haus- oder Rassetauben und ausgebliebene Brieftauben sowie deren Nachkommen". Weil Stadttauben also keine Wildtiere sind, müssen sie gefüttert werden, brüten sie nicht nur einmal, sondern x-mal im Jahr und sinkt ihre Vermehrung nicht, wenn sie hungern - im Gegenteil: es ist wissenschaftlich erwiesen, dass hungernde Stadttauben mehr Eier ausbrüten als satte.

Das Taubenfütterverbot bewirkt also keine Verringerung der Taubenpopulation. Die kann man nur erreichen, wenn man sich mit der Herkunft der Stadttauben befasst und den Nachschub abschneidet. Dann nimmt die Zahl der Tauben auch ab, wenn ihre Eier gegen Gipseier ausgetauscht werden. Dazu braucht man Taubenhäuser und andere kontrollierbare Nistplätze, aber kein Fütterverbot!

Adelheid Schlott, Tübingen, Falkenweg 10

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